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Klaviertrio Würzburg Konzertbericht

Traumhaftes Zusammenspiel und sphärische Klänge

Nach mehr als zweieinhalb Jahren coronabedingter Pause fand am 11.September 2022 im Bürgersaal des Rathauses Oyten endlich wieder ein Konzertabend statt. Der Veranstalter Kultur in Oyten e. V. (ehemals Musikfreunde Oyten e. V.) präsentierte das renommierte Würzburger Klaviertrio, bestehend aus Karla-Maria Cording (Klavier), ihrer Schwester Katharina Cording (Violine) sowie dem Cellisten Peer-Christoph Pulc. Seit 2001 besteht dieses Ensemble und somit seit mehr als 20 Jahren. In dieser Zeit ist das Zusammenspiel des Klaviertrios zu einer Perfektion gewachsen, die man selten findet. Aufeinander hören und aufeinander eingehen, gegenseitiges Geben und Nehmen – das konnte das Publikum an diesem Abend live erleben. Das äußerst ausbalancierte Ensemblespiel, die farbenreichen und inspirierten Interpretationen waren ein Hochgenuss.

Den Beginn des Programms bildete Mozarts Klaviertrio B-Dur KV 502. Das unruhige Allegro mit seinem Spiel von Licht und Schatten und seinem im Nichts verhauchenden Schluss, die himmlische Ruhe des Larghettos mit den von langen Streichertönen zart begleiteten Klavierkantilenen und das virtuose, fast an ein Klavierkonzert erinnernde Finale wurde traumwandlerisch sicher präsentiert. Hier wirkte nichts aufgesetzt oder gar manieriert.

Als zweites Werk erklang das selten gespielte Trio Nr. 3 c-moll op. 59 von Salomon Jadassohn (1831 – 1902). Jadassohns Kompositionen sind in der deutschen romantischen Tradition. Schön, dass diese fast vergessene Komposition in Oyten erklingen durfte, zumal der Komponist einige Jahre als Dirigent des Philharmonischen Chors sowie des Orchesters der Oper in Bremen wirkte. Es war beeindruckend, wie die drei Musiker die melodische Inspiration, die Spontanität und die klassische Eleganz dieses Werkes zu Gehör brachten. Die Romanze mit dem gesanglichen Cellobeginn gefolgt von der Violine, mündend in eine romantische Zwiesprache der beiden Instrumente wurde schwelgerisch und gleichzeitig schwebend vorgetragen. Das burleske, an Spielzeugsoldaten erinnernde Scherzo zauberte ein Lächeln in die Gesichter des Publikums.

Nach der Pause erklang Schuberts großes Klaviertrio B-Dur op. 99. Dieses Trio gehört zum Kreis seiner letzten und reifsten Werke und stellt nicht nur aufgrund seiner Länge hohe Ansprüche an die Interpreten. Und diesen Ansprüchen wurde das Klaviertrio Würzburg gerecht. Im ersten Satz waren die gegensätzlichen Themencharaktere heroisch und lyrisch romantisierend sehr schön herausgearbeitet. Die dramatische Klimax am Schluss des Satzes mit dem plötzlichen Abbruch nach einem dreifachen Forte war ungeheuer spannend musiziert. Vom einfachen barcarolehafte Cellothema im Andante des zweiten Satzes war man sofort gefesselt und im weiteren Verlauf des Satzes vergaß man die Zeit bei wunderschönen sphärenhaften Klängen. Die Realität holte einen dann im Scherzo wieder ein, dessen Kontrapunktik bissig, aber gleichzeitig leichtfüßig interpretiert wurde. Ein Satz riesenhaften Ausmaßes ist das finale Rondo, trotzdem wurde es nie langweilig. Das Klaviertrio Würzburg konnte hier mit einem ungeheurem Reichtum an Klangfarben glänzen. Von zart verschwebenden Klängen mit geheimnisvollem Tremoloweben, bis hin zu massiven Fortestellen war das gesamte Spektrum abgedeckt.

Dieser hochkarätige und mitreißende Kammermusikabend war ein großes Erlebnis und wurde zurecht mit lebhaftem Beifall belohnt.

Christian Melz

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