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Gerrit Zitterbart Konzertbericht

Souverän und klug gestalteter Chopin-Abend im Bürgersaal Oyten

Seit mehr als 20 Jahren ist der Pianist Gerrit Zitterbart regelmäßiger Gast in Oyten. Bereits 2004 hat er das Oytener Publikum mit einem Chopin-Abend begeistert und auch am 20. November 2022 widmete er das Programm ausschließlich Werken von Frédéric Chopin.

Zu Beginn des Klavierabends erklärte Gerrit Zitterbart dem Publikum seinen Chopin-Abend aus der Sicht des Pianisten. Der Ablauf war in vier chronologisch angeordneten Blöcken gestaltet, die jeweils ein Impromptu, ein Nocturne und eine Ballade enthielten. Diese kluge Programmgestaltung ermöglichte es dem Publikum, die Entwicklung Chopinscher Kompositionskunst über fast anderthalb Jahrzehnte zu erleben. Zitterbart erklärte weiterhin die unterschiedlichen Werkgattungen. Während die Nocturnes auf einfachen Liedformen basieren, wobei die Gesanglichkeit im Vordergrund steht, erzählen die Balladen ganze Geschichten mit teilweise dramatischem und tragischem Ausgang. Die Impromptus seien Streicheleinheiten für das Klavier. Sie erwachsen aus einem spielerischen Motiv, wobei dieses wie bei einer Improvisation immer wieder variiert wird und in neuem Licht erscheint.

In beeindruckender Weise konnte Gerrit Zitterbart das Gesagte pianistisch umsetzen. In den Nocturnes konnte das Publikum hohe Gesangskunst am Klavier erleben. Von in sich gekehrter Ästhethik bis hin zu reich ausgezierten Kantilenen wurde hier differenzierte Anschlagskunst vom Feinsten dargeboten.

Das setzte sich auch in der Darstellung der Impromptus fort. Besonders beeindruckend war hier der Schlussteil des Fis-Dur Impromptus, in dem eine kantable Melodie im Bass von schnellen, aber mit höchster Leichtigkeit zu spielenden Läufen begleitet wird. Im vierten Impromptu hatte man dank der flexiblen Anschlagskunst das Gefühl, einer Erzählung zu lauschen.

Der Höhepunkt eines jeden Programmblocks bildeten die Balladen, in denen es Gerrit Zitterbart gelang, die vielen Seiten von Chopins Seelenleben hörbar zu machen. Von schüchterner Zurückhaltung bis hin zu laut und tobend kundgetaner innerer Revolte war die volle Bandbreite pianistisch erlebbar. In den technisch höchst anspruchsvollen Strettas der ersten und vierten Ballade lassen viele Pianisten ein regelrechtes Feuerwerk abbrennen. Ganz und gar anders bei Zitterbart. Er verstand es, höchste Dramatik durch kontrollierte Virtuosität und strukturelle Durchhörbarkeit darzustellen.

Das begeisterte Publikum lohnte diesen souveränen Chopin-Abend mit reichlichem Applaus.

Christian Melz

Ein Kommentar

  1. Gast Gast

    Dieser Pianist war wirklich hervorragend!

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